interview

interviewer:
Christine Peters
2006-07-05


protraitbild

Susann Lohse
Wie würdest du jemand anderem deinen Job beschreiben?
Im arbeite ich als Grafikdesignerin und seltener als Produktdesignerin, nach langer Zeit habe ich für ein Büro in Australien Office-Möbel entworfen. Mein Hauptstandbein war für viele Jahre TV Design bei der Deutschen Welle. Seit ca. 3 Jahren lebe und arbeite ich in Australien. Jetzt habe ich „zufällig“ etwas Neues für mich entdeckt: Textildesign. Ich entwerfe Muster für bedruckbare Stoffe.

Welche Arbeiten oder auch Ereignisse waren besonders wichtig für dich?
Das Roericht-Studium war wichtig und hat nicht nur meine Design-Ansätze, sondern auch mein Leben beeinflusst. Nicht nur die Sicht auf die Dinge, das Design betreffend – sondern auch die Sicht auf’s Leben. Ich habe es als Geschenk empfunden. wie kann ich sagen, was ich dort gelernt habe? Nicht locker zu lassen, nicht aufhören zu suchen, immer wieder sich selbst neu beanspruchen, die eigenen Gefühle und Gedanken wahrnehmen, wichtig nehmen. Ich habe mich dort eingelassen und mir auch so einiges gefallen lassen... Außerdem sind mir Bildhauerei und Yoga wichtig. Und nach Australien zu gehen war wichtiger Schritt in meinem Leben.

Mit wem bist du so in Verbindung oder mit wem arbeitest du zusammen?
Da ich in Australien lebe, sehe ich nicht mehr viele Leute. Guten Kontakt habe ich noch zu Justus Leonhardt. Früher hat man auf Events in Berlin oft Einige ID4ler getroffen.

Triffst du noch ehemalige ID4ler oder arbeitest du mit Ihnen zusammen?
s.o.

Woran oder wo würdest du gerne arbeiten? Was würde dich reizen?
Ich bin glücklich über die Entwicklung meines Berufslebens. Ich wusste nicht, was in Australien passieren würde! Ich arbeite zur Zeit für den Outdoor und Sport-Bereich, insbesondere für die Surf-Industrie (Stoff- und Print-Design). Ich mag die Menschen, die diesen Bereich umgeben: modern, frisch; zwar inzwischen auch etabliert, aber mit einem Hippy Flair. Was ganz anderes als Fernsehen.

Wer oder was bringt dich auf Ideen und turnt dich an?
Das Meer. Die Natur. Australien. Und positive, neugierige Menschen.

Wenn du gerade nicht arbeitest, wo bist du am liebsten?
Draußen in der Natur.

Auf was könntest du leicht verzichten?
Auf viel Geld. …aber nicht auf gutes Essen!

Was hat dir für die Praxis am meisten gebracht?
Meine Intuition. Mein Instinkt.

Was fällt dir als erstes ein, wenn du an Dein Studium im ID4 denkst?
Die besondere Atmosphäre im Design-Gebäude der HdK. Insbesondere das 1. und 3. Semester. Der große Raum im Erdgeschoss. Ehrgeizige, engagierte Studenten. Herausforderungen.

Welche Lehr-Ansätze von ID4 funktionieren für dich noch? Oder vielleicht gerade heute?
Wie gesagt, ID IV hat mein Leben und nicht nur das Design geprägt. Ich kann mich an ein erstes Kurzzeitprojekt erinnern: Wir wussten irgendwie nicht weiter und das Wochenende begann, Nick kam dazu und wir haben argumentiert, dass alle Läden geschlossen haben. „Läden zu, gibt’s nicht“, war Roerichts Aussage. Also: trotzdem eine Lösung finden: ..geh ich klauen, geh ich erfinden..? Sich nicht begrenzen lassen! Nichts ist unmöglich, unmöglich gibt es nicht.

Was hat dir im Studium gefehlt? Allgemein und bei ID4?
Ich habe viel gelernt und erfahren, auch durch die Unerreichbarkeit von Roericht (und dafür hat er immer Spitzenleute aus der ganzen Welt gebracht: Fumio, Scheuer, Sotsass). Der Leistungsdruck unter den Studenten hat mich zum Teil behindert. Manchmal hatte ich Angst, meine Meinung zu sagen.