interview

interviewer:
marion godau
2003-12-12


protraitbild

Mark Kwami
wie wuerdest du jemand anderem deinen job erklaeren?
Schwer! Ich habe seit Ende meines Studiums viel Verschiedenes gemacht, das Wichtigste jedoch ist meine Arbeit in Afrika. Seit 1993 setze ich mich für die Entwicklung von Design in Afrika ein. Neben Lehraufträgen, Workshops, Vorträgen und Ausstellungen arbeite ich seit 1997 als Designberater in verschiedenen afrikanischen Ländern. Ich habe in den letzten Jahren also kaum eigene Produkte gestaltet oder entwickelt.... Vielmehr habe ich anderen geholfen, Produkte zu entwickeln und versucht, Ihnen klar zu machen, dass Design mehr ist als nur Objektgestaltung. Weitere Projekte sind der Aufbau eines Design Zentrums für den Kunsthandwerksbereich und ein Fachbereich für Produktdesign einer Kunsthochschule, beides in Ghana.

welche arbeiten oder auch ereignisse waren besonders wichtig fuer dich?
Unter anderem ”Design Aktuell” - das war eine Mittwochsveranstaltung, die von Nick ins Leben gerufen war. Dort berichteten Designer/Studenten u.a. über Reiseerfahrungen, was mich ermutigte, auch ein großes Reiseprojekt anzugehen. Kurz vor Ende meines Studiums (ich hatte mich eigentlich schon für das Diplom angemeldet) habe ich mein Studium für ca. 1 Jahr unterbrochen und bin nach Ghana gereist. Die Ergebnisse dieser Reise bilden die Grundlage meiner heutigen Arbeit. Wichtig sind mir auch die ”Adinkra Tour” - eine Ausstellungsreise durch 5 Länder Afrikas (1994-95) und die Konzeption und Umsetzung des Projektes ”Living Ghana” (2001 bis 2003). Und neuerdings der Start des Labels - ”made in africa collection”...

mit wem bist du so in verbindung oder mit wem arbeitest du zusammen?
Ich habe in Abständen immer mal wieder Projekte an der Hochschule / Universität der Künste betreut. Das letzte Projekt hieß ”Otilites for Safer Sex”. Wenn man in Afrika ist, kommt man am Thema Aids nicht vorbei. Bei ”Otilities” ging es um Strategien für Jugendliche, mehr über HIV und Aids zu erfahren und die Frage, wie sie sich schützen können. Wir entwickelten vor allem neue Tools und Kommunikationswege. Inzwischen hat sich das Projekt von der Universität gelöst. Einige Studenten und ich haben uns zu einem ”O-tilties Project Team” zusammen getan und das Projekt schon in Italien, Ghana und in der Karibik vorgestellt.

triffst du noch ehemalige id4ler oder arbeitest du mit ihnen zusammen?
Sehr wenig. Ich habe noch privaten Kontakt zu ID4lern, aber bislang keinen beruflichen.

woran oder wo wuerdest du gerne arbeiten? was wuerde dich reizen?
Eigentlich bin ich zufrieden mit dem, was ich mache. Vor Jahren musste ich mal spontan auf die Frage antworten - Was ist dein Wichtigstes Ziel? Ich habe geantwortet einen Beitrag zur Entwicklung des Afrikanischen Kontinents zu leisten. Ich glaube, dass ich dies auf meine (wenn auch mikroskopische) Art getan habe und auch weiterhin tun werde.

wer oder was inspiriert dich/bewunderst du im moment? wer oder was bringt dich auf ideen und turnt dich an?
Afrika ! Der Kontinent, die Menschen, deren Lebensfreude und Durchhaltevermögen... Man bekommt ständig den Spiegel vor\’s Gesicht gehalten? Trotz all seiner Probleme glaube ich an den Kontinent und bin überzeugt, dass er den Rest der Welt viel (nichts Materielles!) zu geben hat.

was faellt dir als erstes ein, wenn du an dein studium im id4 denkst?
Wie schafft man es, in solch unstimulierenden Räumlichkeiten Designer auszubilden?

was hat dir für die praxis am meisten gebracht?
Sich immer wieder in neue Situationen zu wagen und nicht vor Exkursionen zurückzuschrecken. Ich habe zum Beispiel neun Jahre damit verbracht, eine Firma die Trinkwasser produziert aufzubauen. Im nachhinein stelle ich fest, dass mich Umwege meist viel näher an das herangebracht haben wo ich eigentlich hin will - mehr als der Versuch, den direkten Weg zu nehmen. Dazu gehört eine Portion Mut, sich von der Geborgenheit der Gewohnheiten und der Routine zu lösen.

welche lehr-ansätze von id4 funktionieren für dich noch? oder vielleicht gerade heute?
Design ist nicht nur das Gestalten von Objekten. Design ist vielmehr die Fähigkeit zu beobachten, zu begreifen, unter die Oberfläche zu schauen und Zusammenhänge zu erkennen - um so kreativ Ansätze zu entwickeln bzw. umzusetzen - um Dinge oder Prozesse anders zu gestalten.