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Man sollte mal.


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kommentar:Auf der Zugfahrt nach Berlin fing ich dieses schmale, gelbe Bändchendieses Großmeisters des Feuilletons und der Kritik an zu lesen. Wie passend, habe ich mir erst später gedacht, als mir der Berliner Umgangston wiederholt zu Gehör kam. diesen verstand es Tucholsky nämlich wie kein anderer schon immer komisch wie ironisch zu stilisieren und dadurch seine Essays, Feuilletons, Dialoge und Gedichte, von denen an die 40 in diesem Buch abgedruckt sind (und die vornehmlich in "seiner" Zeitschrift, der "Weltbühne" erschienen worden waren) zu bereichern. Alles Arbeiten aus seiner Hauptschaffenszeit, die von seiner Jugend bis fast zu seinem Tod reichte, also aus dem zeitraum von 1914 bis 1932. Unter den weltberühmten Pseudonymen Theobald Tiger (von ihm selbst als der "Verseschmied" bezeichnet), Peter Panter (der "spöttische Plauderer"), Ignaz Wrobel (der "essigsaure Polemiker") und Kaspar Hauser entstanden dabei unzählige, weit über 2000 Schriften, mal politisch, dabei immer von erstaunlicher Aktualität, Brisanz und Weitsicht, dann sozialkritische, bissige Kritik, aber auch, im Sinne Brechts, belehrende Artikel, wie das herrliche Essay über die "soziologische Psychologie der Löcher" oder das Gedicht "Danach", in dem dem Eheleben nach dem Film-happy-end ein realistisches, wie tragisches schlechtes Ende konsterniert wird, beschrieben jedoch immer mit einem verschmitzen Lächeln. Nur um am Ende, und das erinnert an Heinrich Heine, meinen persönlcihen Lieblingslyriker und ein ebenso klarer Denker, Spötter und Journalist, nur ein Jahrhundert früher: sich das nüchterne Urteil zu erlauben: "Und darum wird beim happy end im Film jewönlich abjeblendt."
Tucholskys noch heute erstaunlich klare und bestehende Analysen und Aussagen, seine Realsatiren, Übertriebenes, Absurdes, teilweise ins Gegenteil verkehrte tatsachen, geben auch oder schon in dieser kleinen Form ein erstaunlich vielschichtiges Bild des Autors Werk, und ebenso Einblick in die Zeit der Weimarer Republik, ein Zeitdokument also im selben Maße, das einmal mehr zeigt, warum die Weimarer republik nicht nur politisch, sondern auch künstlerisch und schriftstellerisch in den "goldenen 20ern" in der Tat Weltbühne war.
Man sollte mal... (wieder) mehr Kurt Tucholsky lesen, auch und vor allem die Herren und Damen in Berlin.